Im Dezember 2019 habe ich einen Anzug betreffend "Einführung von anonymisierten Bewerbungsverfahren in der Verwaltung Basel-Stadt" eingereicht. Im Februar 2020 wurde er der vom Grossen Rat der Regierung zur Bearbeitung überwiesen. Mein Votum dazu:
Eine gute Bewerbung hat nichts mit dem Alter oder der Herkunft zu tun. Wenn die Qualität stimmt, hat die bewerbende Person bei einer objektiven Prüfung auch gute Chancen, an ein Gespräch eingeladen zu werden… Dem ist leider nicht so, ich glaube, das ist uns allen klar. Wer z.B. einen Namen hat, der auf -ic endet, hat deutlich weniger Chancen, an ein Gespräch eingeladen zu werden oder in der Schweiz Karriere zu machen. Ich verstehe nicht, wie man gegen anonymisierte Bewerbungsverfahren sein kann, wenn man davon ausgeht, dass Qualität ausschlaggebend ist. Denn:
Anonymisierte Bewerbungen geben auch den Personalverantwortlichen die Sicherheit, objektiv und ausschließlich aufgrund von Qualifikationen eine Einladung zum Vorstellungsgespräch auszusprechen und sich somit rechtskonform zu verhalten. Sobald die eingeladene Person zum ersten Gespräch auftaucht, sind sehr wahrscheinlich sämtliche Angaben, die vorher noch unbekannt waren, erkenn- und sichtbar. Natürlich kann auch ab diesem Zeitpunkt jemand wegen seines Nachnamens, der Hautfarbe, dem Alter oder dem Geschlecht die Stelle nicht bekommen und also Diskriminierung erfahren. Aber eine erste Hürde, nämlich die, im Bewerbungsprozedere überhaupt berücksichtigt zu werden, kann dadurch genommen werden. Das kann dann auch dazu führen, dass mögliche – oft auch unbewusste – Vorurteile aufgrund bestimmter persönlicher Merkmale der Bewerbenden hinterfragt werden oder gar nicht zum Tragen kommen und Menschen beweisen können, dass sie vielleicht zur ausgeschriebenen Stelle passen, auch wenn sie in einem gängigen Verfahren nicht in Betracht gezogen worden wären. Dieser Anzug nimmt ein Thema auf, das bereits in einem Vorstoss vor 8 Jahren von Sabine Suter – leider erfolglos - zur Sprache kam. Mittlerweile liegen weitere Erfahrungswerte zu dieser Art Bewerbungsverfahren vor, weshalb das Verfahren unbedingt geprüft werden sollte. BaZ und BZ haben darüber berichtet, das Regionaljournal hat einen Bericht dazu gesendet.
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Michela Seggiani, lic.phil.Geboren und aufgewachsen in Basel. Seit 2019 Unternehmerin mit "Seggiani Consulting", SP Politikerin im Grossen Rat und seit Januar 2023 Fraktionspräsidentin der SP Basel-Stadt. Archiv
Oktober 2024
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